Katalog 2016 - page 58

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uszeit, abschalten. In der Wildnis
  ohne elektronische Begleiter. Mein
Freund und ich sind ein eingespieltes Out-
doorteam. Wir mögen es, weit draußen zu
sein. Dort, wo man nur ab und an einen
Menschen trifft oder wie auf dieser Reise,
Rentiere, die den Weg kreuzen. Es ist un-
sere x-te Trekkingtour, wir haben uns dreiWochen für zwei
Ziele genommen: Den norwegischen Saltfjellet-Svartisen-
Nationalpark nördlich des Polarkreises und die Lofoten.
Die Vorbereitungen laufen Wochen vor der Abreise auf
Hochtouren, um das Rucksackgewicht weiter und weiter
zu optimieren. Wir trocknen Lebensmittel, die wir an-
schließend Vakuum verpacken. Am Ende bringen unsere
Trekkingrucksäcke 18 und 20 kg auf die Waage, jeweils
zur Hälfte mit Nahrung für zwei Wochen autarkes Leben
im Fjell gefüllt. Der Rest: Zelt, Kocher und Kleidung für
Temperaturschwankungen zwischen 0 Grad an den Glet-
schern und 30 Grad in den Tälern.
Wir reisen mit dem Zug an, zwei Tage nonstop. Von Bodø
fahren wir mit dem Bus bis zum See Fykan Vatnet und
steigen irgendwo im Nirgendwo aus. Die erste Etappe ist
die schwierigste. Die hundert Jahre alte Fykan Trappene,
eine steile Holztreppe, die sich mit ihren 1.129 Stufen kilo-
meterlang die 300m hohe Felswand entlang schlängelt.
Der Rucksack fühlt sich schwerer und
schwerer an und meine Höhenangst ist
nicht gerade eine helfende Hand.
Die Strapazen lohnen sich. Oben ange-
kommen liegt das Fjell mit seinen Tälern,
Flüssen, Plateaus und Gletschern vor uns.
Täglich laufen wir sechs, sieben Stun-
den nach Karte und Kompass. Die Landschaft ist unbe-
schreiblich, das Licht klar, die Farben leuchtend. Ab und
an finden wir Pilze, essen Moltebeeren und Stockbrot
am Lagerfeuer.
Zwei Wochen später sind wir wieder in Bodø und setzen
über auf die Lofoten. Spitzberge ragen wie Speere aus
dem Meer, das Wasser leuchtet türkis, die Natur steht in
Blüte. Auf den Lofoten gibt es keine Langstrecken, die
Wege führen von Bucht zu Bucht.Wir nehmen den Bus und
fahren zum nächsten Ausgangspunkt, bis wir zu einem
Strand kommen, der zum Bleiben einlädt. Traumhaft,
einsam. Wir richten uns häuslich ein, baden in eiskaltem
Wasser. Strandurlaub! Was so eine Tour mit mir macht?
Ich komme klarer zurück, habe Herausforderungen an-
genommen, Grenzen ausgetestet. Es ist ein gutes Gefühl.
Zudem ist da diese Wertschätzung für banale Dinge des
Alltags wie eine warme Dusche.
Marlene Hosak, Bewatrek Osnabrück
OFFLINE-TREKKING DURCH NORWEGEN
KEINE HANDYS, KEINE MAILS
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