Frühjahr/Sommer 2015 - page 30

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ERFAHRUNG IN DEN BERGEN
HÖHENANGST,
ADRENAL IN UND GLÜCKSGEFÜHLE
T
esttour hieß für uns: 22 tapire (Mitar-
beiter*innen) des Outdoorladens tapir in
Leipzig, voll bepackt mit Outdoorausrüstung,
gemeinsam unterwegs – eine Mischung aus Be-
triebsausflug, Testaktion, Teambuilding und
Spaß am Draußensein. Warum? Klar, weil wir authentisch be-
raten wollen. Die Touren sind bei uns sehr beliebt, weil wir dort-
hin fahren, wo Outdoor am schönsten ist, diesmal ins Karwen-
del. Die Alpenkenner im Team hatten sich einen Klettergarten
und einen langen Gipfelgrat-Klettersteig ausgeguckt.
Ich selbst bin keine Höhenfreundin, weil Höhe mir wirklich
Respekt einflößt, aber ich hatte Lust auf die Herausforderung.
Für unsere Gruppe aus 11 Leuten ging es am zweiten Tag Rich-
tung Klettersteig an der Karwendelspitze. Die anderen haben
uns vom Zeltplatz zur Seilbahn gefahren und weg waren sie.
Doch wegen des starken Windes fuhr die Bahn nicht. „Wir
laufen zum Gipfelgrat!“, wurde ruckzuck beschlossen. Drei
Stunden und 1.400 Höhenmeter später war ich um eine sehr
intensive, prägende Lebenserfahrung reicher.
Der Aufstieg begann leicht. Angenehme Wanderwege, schnelles
Vorankommen auf der Überholspur. Oberhalb der Baumgrenze
wurde es haarig, das Schild vom Alpenverein war eindeutig:
„Alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und Tritt-
sicherheit erforderlich!“ Uff! Das Gelände wurde
sehr anspruchsvoll. Steil, felsig, keine Wege
mehr, nur Farbmarkierungen, Abhänge links und
Felswände rechts. Wir waren dem Gelände und
dem Wind komplett ausgesetzt. Kein Platz, den Rucksack abzu-
nehmen und Pause zu machen. Immer vorwärts, auch auf allen
Vieren. Ja, teilweise hatte ich richtig Schiss und die Knie haben
geschlottert. Aber ich wusste mich in guten Händen. Die berg-
erfahrenen Kollegen hatten mich im Blick und haben mir ge-
holfen. „Wir können dich gern anseilen.“ Mit dem Kommentar
„Anne, du bist durch“ hat mir ein Kollege den Rucksack abge-
nommen und die letzten 50 Höhenmeter für mich getragen.
Auf dem Gipfel: Sonnenschein. Und in mir ein ganz besonderes,
tiefes Glücksgefühl –Adrenalin pur. Dieser Aufstieg hat mir viel
gegeben: Vertrauen in mich, und die Kollegen. Das Wissen, eine
persönliche Herausforderung gemeistert zu haben. Ein Teil der
Gruppe ist noch einen kurzen Klettersteig gegangen. Ich habe
mich auf die Terrasse der Berghütte gesetzt und die Landschaft
genossen. Später fuhr die Bahn wieder, wir schwebten bequem
ins Tal und ich wusste: Ich komme wieder! Da wartet noch ein
Klettersteig auf mich…
Anne Sachsenröder, tapir Leipzig.
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